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Jedes Jahr im Frühling zogen die lippischen Ziegler als saisonale Wanderarbeiter hinaus in die Ferne, um sich in Ziegeleien in Nord- und Westdeutschland als Arbeiter zu verdingen. Die Saison dauerte von April bis Mitte Oktober. Vielfach wurden ganze Gruppen lippischer Arbeiter eingestellt. Diese Kolonnen arbeiteten zumeist eigenständig, mit einem Ziegelmeister an ihrer Spitze, der im Namen seiner Männer (Frauen gab es zu jener Zeit in diesem Beruf nicht) die Verhandlungen mit den Arbeitgebern führte, den Lohn entgegennahm und ihn an die Arbeiter verteilte.

Das Leben der Ziegler um die Jahrhundertwende war hart. Nicht selten begann der Arbeitstag um drei Uhr früh und endete um acht oder neun Uhr abends, also nach Abzug einer Eßstunde immer noch an die siebzehn Stunden täglich. Die Unterkünfte waren einfach. Man schlief mit vielen anderen Arbeitern in kleinen Stuben meist auf Strohsäcken, in denen sich das Ungeziefer tummelte. Viel zu selten wurden die Schlafstätten 'ausgeräuchert', um der Plage - zumindest für ein paar Tage - Herr zu werden.

Die Verpflegung der lippischen Arbeiter war einfach und nach westfälischer Landessitte, das heißt sie bestand im Wesentlich aus Erbsen und Speck, die sie aus der lippischen Heimat bezogen, wo sie diese Lebensmittel besser und deutlich billiger erhielten. Nach einem halben Jahr unter solch kargen Umständen lebend, traten die Ziegler nicht selten mit einer Überschusssumme von nahezu 100 Talern die Rückreise im Oktober an.

Um die daheim gebliebenen Familien während der Abwesenheit der Männer in den Sommermonaten zu unterstützen und die Wanderarbeiter ökonomisch abzusichern, wurden die Zieglervereine gegründet. Außerdem stärkten sie die Heimatverbundenheit der Wanderziegler und das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander.

Der Zieglerverein Entrup wurde im Jahre 1922 gegründet und war damals eine reine Männerdomäne. Alleinige Ausnahme hiervon war die Wirtin des Entruper Kruges, Anita Nunnensiek, die im Jahr 1964 als einziges weibliches Mitglied aufgenommen wurde.

Zieglerfahne
Die heutige Zieglerfahne
Vorderseite

Als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Wanderziegelarbeit an Bedeutung verlor, widmete sich der Verein der allgemeinen Heimat- und Traditionspflege. Diese Veränderung der Aufgaben führte dann 1977 dazu, dass sich der Verein in 'Ziegler- und Heimatverein Entrup' umbenannte. Im Jahr 1980 wurde eine Wandergruppe ins Leben gerufen, und ab diesem Zeitpunkt durften auch weibliche Mitglieder dem Verein beitreten.

Zieglerfahne
Die heutige Zieglerfahne
Rückseite

Eine Unterkunft fand der Ziegler- und Heimatverein im Jahre 1994 mit dem Bau der 'Zieglerhütte' im Dorfpark von Entrup. Hier können sich die Mitglieder nun regelmäßig treffen, Versammlungen und Festlichkeiten abhalten und über das Jahr verteilt eine Vielzahl von Hüttennachmittagen und -abenden mit unterschiedlichen Inhalten durchführen.

Ein weiteres Highlight, das die Attraktivität des Vereins gesteigert hat, war der Bau der Boulebahnen im Dorfpark neben der Zieglerhütte im Jahr 2008. Seither haben sich diverse Gruppen innerhalb des Vereins gebildet, die sich regelmäßig dort zum Boulen einfinden. Auch Gruppen, die nicht dem Ziegler- und Heimatverein angehören, nutzen die Bahnen gerne, und das inzwischen traditionelle Bouleturnier erfreut sich Jahr für Jahr größerer Beliebtheit.